Petronell-Carnuntum
Carnuntum
Vorrömische Ansiedlung beim uralten Donauübergang
vom Marchtale nach Süden (Bernsteinstraße). Nach
dieser Siedlung benannt sowohl das große Legionslager
auf der Hochfläche zwischen Deutsch-Altenburg und Petronell,
als auch die bedeutende Grenzstadt, die ungefähr das
Flächenausmaß des zur Herrschaft Traun gehörigen
Tiergartens in Petronell einnahm. Vom Lager (gegründet
bald nach Christi Geburt, umgebaut 73 und 375 n. Chr., endgültig
zerstört um 400, Garnison der Legio XV. im 1. und der
Legio XIII vom 2. Jhd an, ein Hauptstützpunkt der Reichsverteidigung
an der Donaufront) ist noch die Umfassungsmauer, die sich
als Wall deutlich im Gelände abhebt, zu sehen.
In NO liegt knapp am Lager das Amphitheater mit einer geräumigen
Arena, Tierzwingern und Nemesiskapelle; Fassungsraum etwa
8000 Zuschauer, d. i. die Garnison, erbaut um 180 n. Chr.
Was bei den Grabungen im Lager und dessen Umgebung gefunden
wurde, füllt heute das Museum Carnuntinum (erbaut 1903
von Friedrich Ohmann und August Kirstein) in Deutsch-Altenburg:
Mithräum mit Kultbild (Stiertötung) und Weihgeschenke,
Architekturstücke, Grabsteine der Soldaten, Altäre
aus Heiligtümern und Statuen, Waffen, Schmuck, Kunstgewerbe
und Hausrat. Während das Lager von Carnuntum zum größten
Teile ausgegraben ist, haben die Arbeiten in der Stadt erst
begonnen. Bloßgelegt und für Besucher zugänglich
westlich der Rundkapelle das 2. Amphitheater, erbaut 1. Hälfte
des 2. Jhd n. Chr. Fassungsraum 25.000 Zuschauer, bemerkenswert
im Südtor eine eingebaute altchristliche Basilika mit
Taufraum.
In der Nähe die stimmungsvolle Ruine eines ursprünglich
4torigen Baues Anfang 3. Jhd, das sogenannte Heidentor, gewöhnlich
als Grabbau gedeutet. 1939/40 Grundriss von Bauten mit Mosaikfußböden
und ein großes Bad (153:140 m) Anfang des 2. Jhd aufgedeckt.
Schloss Petronell
Bedeutender Bau des 17. Jhd (1673 auf Turmzifferblatt) von
Domenico Carlone (Grimschitz) mit älteren Befestigungsresten,
ursprünglich ein Wasserschloss; um rechteckigen Hof 4
Flügel, 3geschossige, teilweise durch stuckierte Gesimse
gegliederte Außenfront, 8eckige Ecktürme mit Nischenstatuen
und Kegeldach.
Hofffassade mit Pilastergliederung, bedeutend höheres
Hauptgeschoss; prunkvolle Freitreppe mit krönendem Mittelturm
und Ecktürmchen. Dachgeschoss mit geschuppten Konsolen,
Fruchtkränzen, Kaiserbüsten über den Fenstern.
Zugang im Osten über 60m lange Seitenbrücke.
Bemerkenswerte Schlosskapelle mit Stuckverzierungen an Wänden
und Decke aus der Erbauungszeit und nach Restauration 1726.
Ausstattung von 1726 mit bemerkenswertem Hochaltar.
In einzelnen Gängen Stuckdecken 3. Viertel des 17. Jhd;
Empfangsräume Mitte 18. Jhd. Im Erdgeschoss Sala terrena
mit 4 eingestellten Säulen, gratigen Kreuzgewölben
mit illusionistischen Malereien, Architekturen, Vögeln,
Blumen usw., teilweise auch in Stuck und Mosaik ausgeführt.
Quadratischer Saal mit grottenartiger Verkleidung und Stukkaturen
3. Viertel des 17. Jhd, Deckenfresko Poseidon und Venus Rottmayr
nahe stehend; 2. Saal in ähnlichem Geschmack mit derben
figürlichen Malereien.
Großer Festsaal (Rittersaal) Mitte des 18. Jhd, durch
2 Geschosse reichend, mit großen Fenstern, gemalter
architektonischer Gliederung und Skulpturenschmuck; Deckenfresken
antiker Götterszenen mit Musikanten und exotischen Figuren.
Ort
Dreifaltigkeitssäule Wuchtiger Pyramidenaufbau auf Sockel
mit 5 Heiligenstatuen.
Am Ortsausgange 2 steinerne Wehrmänner mit Schilden von
1731, daneben hübsches Barockhaus, 1. Hälfte des
18. Jhd.
Pfarrkirche
heilige Petronilla. Pfarre vor 1072, Kirche urkundlich erwähnt
1125. Romanischer Bau um 1200, regelmäßiges Quadernwerk,
gerader Chor, massiver Westturm auf profiliertem Sockel; gotisches,
südliches Seitenschiff Ende 14. Jhd. Die Choraußenwand
durch Säulen mit Würfelkapitell und profiliertem
Rundbogenfries gegliedert, an den Wänden Lisenen mit
Rundbogenfries. Turm mit romanischen Unterbau auf edel profiliertem
Sockel, Lisenengliederung und profilierter Rundbogenfries;
das Obergeschoss barock mit Zwiebelkuppel. Im Chor schwere
Kreuzrippengewölbe auf Ecksäulen mit Würfelkapitell;
romanischer Triumphbogen; das 3jochige Schiff, ursprünglich
flach gedeckt, mit barocker Tonne mit Stichkappen; in den
Seitenschiff 2 gotische Kreuzrippengewölbe auf derben
Engelkonsolen. Seitenaltar und Kanzel Ende 17. Jhd; Hochaltar
mit dem Bild heilige Petronilla dem Kremser Schmidt nahe stehend,
Ende 18. Jhd; bemerkenswerter Rokoko Tabernakel; Seitenaltar
mit Immakulatastatue Anfang 18. Jhd Statuen heiliger Johannes,
Antonius, Magdalena und Anna, Andreas Anfang 18. Jhd.
Annenkapelle
Kreuzförmiger Bau 1. Viertel des 18. Jhd. Gerader Chorschluss.
Einheitliche Ausstattung mit Stuckfiguren und einfachen Bildern.
Rund-Kirche
1. Hälfte des 12. Jhd, heute Abensberg-Traunsche Gruft.
Einer der wertvollsten romanischen Rundbauten Österreichs.
Halbkreisförmiger Apsis. Außen 24 Halbsäulen
mit Blattkapitell, profilierter Rundbogenfries auf Kapitellen
und Konsolen. Romanisches Stufentor mit je 4 Halbsäulen
mit Würfelkapitellen und steilen Basen mit Eckknollen.
Am Türpfosten Halbsäulen mit flechtwerkartigen Kapitellen,
halbkreisförmiges Bogenfeld mit derben Relief Taufe Christi.
Im Hauptraum romanisch ein Teil des Gesimses, 2 Konsolen für
Rippen und ein Kapitell jetzt Sockel einer Marienstatue. In
der sehr starken Mauer ausgespart ein Treppengang, der auf
eine neue, 16eckige, nach innen geöffnete Galerie führt.
Die von Mauern umgebene Kirche war ursprünglich wohl
eine Wehrkirche.
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