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Alma Mahler-Werfel mit dem Porträt
Ihres verstorbenen Ehemanns Franz Werfel |
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Alma an Werfels Schreibtisch in Ihrem
Haus in Los Angeles |
Zu ihrem siebzigsten Geburtstag erhielt Alma Mahler-Werfel
ein ungewöhnliches Geschenk, das auch dokumentiert, wie
sehr sie der Kulturszene verbunden war. Ein befreundetes Ehepaar
hatte Monate vor dem Geburtstag Bekannte und Freunde von Alma
Mahler-Werfel angeschrieben und sie gebeten, jeweils ein Blatt
Papier zu gestalten. Zu den 77 Gratulanten, die auf diese
Weise im Geburtstagsbuch ihre Glückwünsche überbrachten, zählten
unter anderem ihr ehemaliger Ehemann Walter Gropius, Oskar
Kokoschka, Heinrich und Thomas Mann, Carl Zuckmayer, Franz
Theodor Csokor, Lion Feuchtwanger, Fritz von Unruh, Willy
Haas, Benjamin Britten, ihr ehemaliger Schwiegersohn Ernst
Krenek, Darius Milhaud, Igor Strawinsky, Ernst Toch, die Dirigenten
Erich Kleiber, Eugene Ormandy, Fritz Stiedry, Leopold Stokowski
sowie der ehemalige österreichische Bundeskanzler Kurt
von Schuschnigg. Arnold Schönberg, der wegen eines vorherigen
Zerwürfnisses mit Alma Mahler-Werfel nicht eingeladen
worden war, sich an dem Buch zu beteiligen, widmete ihr einen
Geburtstagskanon mit dem Text: Gravitationszentrum eigenen
Sonnensystems, von strahlenden Satelliten umkreist, so stellt
dem Bewunderer dein Leben sich dar.
Die Autobiographie "Mein Leben"
1951 übersiedelte Alma nach New York, wo sie vier kleine
Eigentumswohnungen in einem Haus in der Upper East Side erworben
hatte. Sie selber lebte in der dritten Etage und nutzte eine
Wohnung als Wohnraum, die zweite als Schlafraum. Die in der
Etage darüber liegenden zwei Wohnungen wurden von August
Hess, dem ehemaligen Kammerdiener von Werfel, und von ihren
Gästen genutzt. Seit längerer Zeit arbeitete sie
bereits an einer Autobiografie, die auf ihren Tagebüchern
basierte. Als Ghostwriter unterstützte sie zuerst Paul
Frischauer, mit dem sie sich aber bereits 1947 zerstritten
hatte, als er ihre zahlreichen antisemitischen Ausfälle
monierte. In den 1950er-Jahren arbeitete sie mit E. B. Ashton
zusammen. Auch er sah wegen ihrer antisemitischen Äußerungen
und den zahlreichen Angriffen auf noch lebende Personen die
Notwendigkeit, ihre Tagebücher zu zensieren. 1958 erschien
in englischer Sprache And the bridge is love.
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Almas Haus
in New York
120 East 73rd Street |
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Almas Bibliothek
in Ihrem Appartement
in New York mit dem Porträt Gustav Mahlers |
Die Reaktionen auf diese englische Ausgabe waren verhalten.
Verärgert reagierte insbesondere Walter Gropius, der
auf die Darstellung ihrer frühen Liebesbeziehung verletzt
reagierte. Die Reaktionen auch von anderen Freunden und Bekannten,
wie etwa Paul Zsolnay, machten Alma Mahler-Werfel deutlich,
dass eine deutschsprachige Ausgabe, über die bereits
nachgedacht wurde, nicht ohne weitergehende Veränderungen
veröffentlicht werden sollte. Willy Haas wurde die Aufgabe
übertragen, die Fassung für den deutschsprachigen
Markt vorzubereiten, bei der er erneut weitere Glättungen
des ursprünglichen Textes vornehmen sollte. Bereits ihre
vorherigen Ghostwriter hatten ihr nahegelegt, ihre rassenpolitischen
Äußerungen doch zu streichen. Erst die Reaktionen
auf die englische Ausgabe ließen sie umdenken: Lasse
bitte die ganze Judenfrage in der Versenkung verschwinden,
schrieb sie Willy Haas.
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Almas Musikzimmer
in Ihrer New Yorker Wohnung mit einem Bild ihres Vaters
Emil Jakob Schindler |
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Alma mit dem Dirigenten
Eugene Ormandy |
Ihre deutschsprachige Biografie Mein Leben fand
keineswegs die von ihr erwartete positive Aufnahme. Das Buch
galt als schlüpfrig, zweideutig, widersprüchlich
und reizte in seiner ich-bezogenen Darstellungsweise zur Karikatur.
Langjährige Wegbegleiter wie Carl Zuckmayer und Thomas
Mann hatten sich bereits nach der Veröffentlichung der
englischen Version von ihr zurückgezogen.
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Alma Mahler
1962 in
New York, zwei Jahre
vor Ihrem Tod |
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Almas
Bibliothek in Ihrer New Yorker Wohnung
mit dem berühmten Porträt Oskar Kokoschkas,
das Sie als Lucretia Borgia zeigt |
Almas Tod
Alma Mahler-Werfel starb am 11. Dezember 1964 im Alter von
85 Jahren in ihrem New Yorker Appartement. Die erste Trauerfeier
fand zwei Tage später statt. Soma Morgenstern hielt die
Trauerrede. Beigesetzt wurde Alma Mahler-Werfel allerdings
erst am 8. Februar 1965 neben dem Grab ihrer Tochter Manon
auf dem Grinzinger Friedhof in Wien.
Die Nachrufe, die nach ihrem Tod erschienen, bezogen sich
unter dem Eindruck ihrer Autobiografie meist auf ihre Ehen
und Liebesaffären. Die Mischung aus Anziehung, Bewunderung
und Abneigung, die sie bei vielen auslöste, kommt auch
in einem Gedicht zum Ausdruck, das der Liedermacher und Satiriker
Tom Lehrer spontan nach ihrem Tod schrieb und veröffentlichte.
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Alma auf dem Totenbett (Photographie
von Trude Fleischmann, Dezember 1964) |
Friedrich Torbergs Nachruf auf Alma Mahler-Werfel, der 1964
erschien, erklärt, warum so viele Kulturschaffende von
dieser Frau fasziniert waren:
Wenn sie von jemandes Talent überzeugt war,
ließ sie für dessen Inhaber mit einer oft
an Brutalität grenzenden Energie gar keinen anderen
Weg mehr offen als den der Erfüllung. Dazu war er dann
sich und ihr und der Welt gegenüber verpflichtet und
sie empfand es als persönlichen Affront, wenn eine von
ihr erkannte oder gar geförderte Begabung nicht allgemein
anerkannt wurde. Das geschah übrigens nur wenigen, und
denen blieb sie rührend treu. Erfolg betörte sie,
aber Erfolglosigkeit beirrte sie nicht. Ihre Einsatzfreude,
ihre Hingabe, ihre Aufopferungsfähigkeit kannte keine
Grenzen und mußte schon deshalb faszinierend und aneifernd
wirken, weil sie nichts von kritikloser Vergötterung
an sich hatte, weil ihre Urteilskraft sich durch nichts vernebeln
ließ.
Daran lag es wohl auch, daß so viele schöpferische
Männer an ihr hängen blieben. Hier setzte ihre eigene
Produktivität sich fort und um [...]. Sie hatte eine
Art, zu arrangieren und zu dirigieren, die ihr mit geometrischer
Zwangsläufigkeit den Mittelpunkt zuwies, und alle waren
dessen froh: denn dieser Mittelpunkt stand fest und setzte
die andern in Szene, nicht sich.
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