Spielort 2011
Martinicky Palace
Praha 1, Hradčanské námesti 67/8
(Am Platz vor dem Hradschin)
> Wegbeschreibung
Der Martinicky Palast am Hradschin-Platz ist ein Meisterwerk der Renaissance aus der Mitte des 16. Jahrhunderts mit prunkvollen Sälen, Deckenfresken und einer bemerkenswerten Kapelle.
Ende des 16. Jahrhunderts wurde das Martinic Palais - Martinický palác - an der Nummer 8 des berühmten Hradschin Platzes vor der Prager Burg errichtet, in unmittelbarer Nachbarschaft des grandiosen Schwarzenbergplais, des Erzbischöflichen Palais und des Palais Toskana. Jaroslav Martinic, Opfer des Fenstersturzes von 1618, erwarb und erweiterte das Gebäude 1624.
Jaroslav Borsita von Martinic (auch Martinitz, 1582-1649) war ein böhmischer Adliger und einer der beiden königlichen Statthalter, die beim Prager Fenstersturz 1618 aus einem Fenster der böhmischen Kanzlei in der Prager Burg gestürzt wurden. Beim "Prager Fenstersturz" der als Auslöser für den Dreißigjährigen Krieg gilt, war Jaroslav Martinic unter den drei defenestrierten Katholiken. Er kam mit einem gebrochenen Arm davon.
Auf diesem Portrait, welches kurz nach dem Fenstersturz gemalt wurde, trägt Jaroslav Borsita von Martinic den gebrochenen Arm in einer Schleife.
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Jaroslav Borsita
von Martinic |
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Prager Fenstersturz (1618) |
Die kurze Zeit der schwedischen Besatzung nach der Eroberung der Prager Kleinseite am Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 durch schwedische Truppen unter General Hans Christoffer von Königsmarck überstanden Martinic und seine Familie unbehelligt, lediglich das Palais Martinic am Hradschiner Platz wurde beschlagnahmt und wurde mit schwedischer Einquartierung belegt.
Die unzufriedenen protestantischen Adligen zogen am 23. Mai 1618 auf die Prager Burg und warfen nach einer improvisierten Gerichtsverhandlung die in der Hofkanzlei anwesenden – katholischen – kaiserlichen Statthalter Jaroslav Borsita Graf von Martinic und Vilem Slavata aus einem Fenster im 2. Stock aus 17m Höhe. Anschließend warfen sie noch den Schreiber Johannes Fabricius hinterher. Die drei Opfer überlebten, weil sie den Erzählungen nach auf einem Misthaufen unter dem Fenster landeten. Das Hinauswerfen von habsburgischen Beamten war eine Beleidigung des Kaisers, welche mit einer Kriegserklärung an den Kaiser gleichzusetzen ist. Dieser reagierte daraufhin auch entsprechend und somit wird der dreißigjährige Krieg hier begonnen.
Auf dem Platz des heutigen Palais standen in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts vier gotische Häuser. Eines dieser Häuser gehörte dem bekannten Chronisten Benes Krabice von Weitmil. Auf Anordnung von Karl IV leitete er die Errichtung des St. Veitsdom. In einem weiteren Ahsu wohnte Ovka, die Hofdame der Königin Eliska. Diese Dame taucht ab und zu kurz nach Mitternacht auf und läuft aus dem Palais in Richtung Nový svet, wo sie wieder verschwindet.
Im Jahre 1541 wurde die Kleinseite und der Hradschin von einem riesigen Feuer überrascht, das die ursprünglichen, gotischen Häuser zerstörte. Etwas zehn Jahre später kaufte Ondrej Teyffle aus Zeilberk das Grundstück und begann mit dem Renaissance-Umbau. Er verkaufte 1583 sein Palais zusammen mit dem Garten an Jiri Boritov von Martinec. So kam das Renaissance-Bauwerk in die Hände des Adelgeschlechts der Martinic.
Jiri Borita von Martinec bekam von Kaiser Rudolf II die Erlaubnis, sein Eigentum aus der städtischen Gerichtsbarkeit zu entfernen und in die Landtafeln einzutragen und begann dann mit einem rasanten Umbau. Da Jiri Borita von Martinec keinen Nachfolger hatte, erbte sein Neffe Jaroslav Borita z Martinic das unfertige Palais und führte den Umbau fort. Er ließ ein Gebäude in Richtung Norden bauen, den Südflügel umbauen und den Ostflügel verlängern. Zu dieser Zeit wurden die Hoffassaden und die Hauptfront mit Graffiti dekoriert.
Im Jahr 1618 kam es zum zweiten Prager Fenstersturz. Die erzürnten Mitglieder der nicht katholischen Stände fielen in das böhmische Büro auf der Prager Burg ein und beschuldigten die zwei Statthalter Jaroslav Borita von Martinec und Vilém Slavata von Chlum der Verletzung der Religionsfreiheit, die ihnen vom so genannten Rudolf Majestat im Jahre 1609 zugesichert worden war. Es handelte sich dabei um einen Erlass Rudolf II., nach dem niemand zum katholischen oder irgendeinem anderen Glauben gezwungen werden konnte. Dieser Erlass wurde jedoch von beiden Statthaltern verletzt, sie zwangen ihr Gefolge zum Übertritt zum katholischen Glauben. Aus diesem Grund wurden sie zusammen mit dem Schreiber Filip Rosenfeld aus dem Fenster geworfen. Sie überlebten den Sturz mit nur kleinen Verletzungen und Jaroslav Borita von Martinec floh nach München. Das Eigentum der Martinic wurde später konfisziert.
Im Jahre 1622 kam Jaroslav Borita von Martinec zurück nach Böhmen, avancierte in den Stand der Reichsgrafen und bekam das Palais zurück. Nach seinem Tod erbten weitere Mitglieder des Hauses das Martinicky Palais. Jaroslav war jedoch der letzte, der noch wichtige Baumaßnahmen durchführen ließ.
Im Jahre 1799 kaufte Josefa Weitenweberová von Marie Ann Martinec das Palais, das nach den preußischen Bombardements 1757 in einem sehr schlechten Zustand war. Die neue Besitzerin ließ neben ihrer 5-Zimmer Wohnung, noch weitere 25 Mietwohnungen und eine Polizeiwache im Palais errichten.
Das Palais litt unter dem steten Wechsel der Eigentümer und war im 20 Jahrhundert in einem sehr schlechten Zustand. Erst in den 1950ger Jahren wurden die ersten Renovierungen durchgeführt. Im Jahre 1953 wurde das Sgraffito auf der Ostwand des Hofes erneuert, welches die Taten der antiken Helden Samson und Herakles darstellt. Erst 1967-1972 wurde eine Gesamterneuerung für das Hauptarchitektenbüro der Stadt Prag unter der Projektleitung von Zdenek Hölzel durchgeführt. Die Sgraffiti wurden auch an den anderen Hoffassaden und am Hauptportal erneuert, die bemalten Balkendecken, die Wandbemalungen und die Kapelle im großen Saal wurden restauriert.
Noch Heute gibt es eine Menge Geheimnisse rund um das Palais. In dem Westflügel wurde der Rest eines noch funktionierenden Schornstiens gefunden, der in die Kellerräume des Palais führt. Es gibt aber keinen Zugang zu den Kellerräumen im Westflügel und in der bauhistorischen Untersuchung der Jahre 1967-68 ist angegeben, dass dieser Flügel gar keinen Keller hat.
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