| Spielort 2007: Kurhaus Semmering, 
                    2680 Semmering 88> 
                    Das Kurhaus einst und jetzt
 Das Kurhaus liegt unterhalb des Hotel Panhans und des Südbahnhotels.
 > Wegbeschreibung
 
                     
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                      | Das Kurhaus am Wolfsbergkogel |  Um 1900 zählten die Hotels am Semmering zu den führenden 
                    alpinen Grand Hotels und wurden von nobler Klientel aus allen 
                    Ländern der Monarchie besucht. Zu den Hotelgiganten Panhans, 
                    Südbahnhotel und Erzherzog Johann gesellte sich 1909 
                    ein weiteres Luxushotel der Sonderklasse, das "Semmeringer 
                    Kurhaus", das als Nobelquartier von besonderer Ruhe und 
                    Diskretion bekannt wurde.  Max Reinhardt war hier ebenso zu Gast wie Arthur Schnitzler, 
                    der die "Liebelei" hier entwarf, Anton Wildgans, 
                    Raoul Auernheimer, Jakob Wassermann, Otto Brahm, Gerhard Hauptmann, 
                    Ernst Lothar und Franz Werfel - den der Anblick erlegter Schnepfen 
                    "traurig" stimmte.  Der berühmte Schauspieler Josef Kainz verbrachte hier 
                    im Sommer 1910 die letzten Wochen seines Lebens, bevor er 
                    im August nach Wien zurückkehrte und am 20. September 
                    im Sanatorium Löw starb (wo ein halbes Jahr später 
                    auch Almas erster Ehemann Gustav Mahler sterben sollte).> 
                    Lesen Sie mehr über Josef Kainz' letzte Tage im Kurhaus
 Im ersten Weltkrieg diente die "Physikalisch-Diätetische 
                    Höhen-Kuranstalt" als exklusives Rekonvaleszentenheim 
                    für Offiziere bis hinauf zu Feldmarschall Conrad von 
                    Hötzendorf, dem sogar Kaiser Karl im Kurhaus einen Besuch 
                    abstattete. Auch Alma Mahler-Werfel war regelmäßig zu Besuch 
                    im Kurhaus und quartierte 1929 hier ihre Tochter Anna ein, 
                    die an Gelbsucht erkrankt war. Dies stiftete deren Ehe mit 
                    dem Verleger Paul von Zsolnay, der mit Franz Werfels Roman 
                    "Verdi" Furore gemacht hatte und im Kurhaus einen 
                    mehrwöchigen Urlaub verbrachte. In ihren Memoiren schreibt Alma: "Anna, die im vorigen Frühjahr krank aus Paris 
                    kam, wurde von mir auf den Semmering zur Erholung geschickt. 
                    Es traf sich, daß auch Paul von Zsolnay ins Semmeringer 
                    Kurhaus hinauffuhr. Später kam Zsolnay nach Wien und 
                    bat mich um Annas Hand.  Der Vater Zsolnay wollte in diese Ehe um keinen Preis einwilligen. 
                    Es kam zu hässlichen Auftritten und Ehekontrakten, aber 
                    nun sitzt Anna brav, gefüllt mit Protest bis an den Rand, 
                    in ihrem schönen Schloss. Wenn sie nun endlich hier ein 
                    wirkliches Glück fände!"  Links: Franz Werfel und Paul von Zsolnay Brief des Kurhauses vom 11. Juni 1929 an Almas Schwiegersohn 
                    Paul Zsolnay:
 
 
                     
                      | Hochwohlgeboren Herrn Paul von ZsolnayWien IV, Prinz Eugenstr. 30
 Wir empfingen Ihr wertes Schreiben vom 10. Ds. und 
                          gestatten uns höflichst mitzuteilen, dass Ihre 
                          sehr geschätzte Bestellung auf ein einbettiges 
                          Balkonsüdzimmer im Hochparterre unseres Hauses 
                          für den 27. Ds. Auf zirka 3-4 Wochen allerbestens 
                          vorgemerkt ist, und dass Euer Hochwohlgeboren sicher 
                          damit rechnen können, ein passendes Zimmer bei 
                          Ihrer Ankunft in unserem Hause vorzufinden. Wir 
                          freuen uns wirklich sehr, Euer Hochwohlgeboren wieder 
                          bei uns begrüssen zu können und zeichnen mit 
                          den ergebensten Empfehlungen des ganzen Hauses.Hochachtungsvoll, Kurhaus Semmering
 |  |  |  Kardinal Innitzer war in der Zwischenkriegszeit ebenso zu 
                    Gast wie Startenor Jan Kiepura mit seiner Frau Martha Eggerth, 
                    die Schauspielerinnen Liane Haid und Renate Müller, der 
                    Pianist Otto Schulhof und Pauline Horthy, die Tochter des 
                    ungarischen Reichsverwesers. Klicken 
                    Sie auf die Bildergalerie "Das Kurhaus einst und jetzt" Im Dezember 1938 wurde das Kurhaus von der Wehrmacht übernommen 
                    und zum "Deutsches Heereskurlazarett" umfunktioniert, 
                    wo Bonzen des Dritten Reichs kuriert wurden, darunter im Dezember 
                    1943 auch Feldmarschall Rommel, der in der arisierten Villa 
                    Petschek wohnte und seine Schuhe persönlich zum örtlichen 
                    Schuster Kalancuk zur Reparatur trug. Während der Behandlung 
                    seiner parasitären Enddarmerkrankung erhielt er Besuch 
                    vom Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Wilhelm Keitel, 
                    und Walther von Brauchitsch, dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Nach dem zweiten Weltkrieg hielten die Russen das kaum beschädigte 
                    Kurhaus besetzt, die Grenze zur englischen Zone verlief genau 
                    am Semmeringer Pass. Den Gästen stand im Kurhaus neben einem eleganten Lesezimmer 
                    mit einem unvergleichlichen Blick auf den Sonnwendstein ein 
                    Musikzimmer und ein Billard- und Spielzimmer zur Verfügung, 
                    wobei Spielen um hohes Geld verboten war. Untertags vergnügte 
                    man sich bei Tennis oder Golf, konnte aber auch ein Luft- 
                    und Sonnenbad genießen oder im Freien Gymnastik betreiben. Für den Bau wurden das Architektenduo Franz von Krauß 
                    und Josef Tölk verpflichtet, deren Architektenbüro 
                    eines der erfolgreichsten der Jahrhundertwende war. Sie bauten 
                    unzählige Wohnhäuser und Villen, aber auch Theater 
                    wie die Volksoper und die Kammerspiele.  Das Kurhotel wurde als Stahlbetonbau konzipiert und markierte 
                    den Übergang vom Historismus zur Moderne. Die Kombination 
                    von Heimatstilelementen, Schlossarchitektur, dekorativem Jugendstil 
                    und funktionalistischer Architektur brachte einen entscheidenden 
                    Stilwandel in der Hotelarchitektur am Semmering und erlangte 
                    Vorbildwirkung für ähnliche Bauten im Ausland.  Das noble Kurhotel hatte die sonnigste Lage am Semmering, 
                    wurde speziell nach Süd-Osten ausgerichtet und war gegen 
                    die Umgebung durch Wälder geschützt. Die sehr dekorative künstlerische Innenausschmückung 
                    ist dem geometrischen Jugendstil von Josef Hoffmann verwandt 
                    und setzt Elemente ein, die auch auf die Werke Otto Wagners 
                    hinweisen, etwa das Geländer und die Blumenkörbe 
                    im Stiegenhaus. Originalgetreu erhalten sind u.a. der luxuriöse 
                    Speisesaals mit Originalleuchten, Mosaiken, Wandvertäfelungen, 
                    Anrichten und Thonet-Sesseln aus gebeiztem Naturholz.   |