Spielort
Roigk-Hallen (Serbenhalle), 2700 Wiener Neustadt
Publikumseingang: Lagergasse 3 (Zufahrt über die Stadionstraße)
Produktionsbüro: Pottendorferstraße 47
> Wegbeschreibung mit Auto (download)
> Wegbeschreibung mit Bahn und Bus (download)
"Alma" findet in Wiener Neustadt statt, in jener Stadt, in der
Almas Liebhaber Oskar Kokoschka 1915 an der k. und k. Theresianischen
Militärakademie seine Ausbildung zum Dragoner im ersten Weltkrieg erfahren hat.
> Kokoschka in Wiener Neustadt
Gespielt wird in einer ehemaligen Waffenfabrik, deren Hallen einst die
größten ihrer Art in Europa waren und in deren angrenzendem Bürotrakt mit
seinen alten Comptoirs, Maschinenräumen und Zeichensälen.
Die Geschichte der großen Raxwerkhalle begann bereits im Jahr 1842 mit der Gründung der Wiener Neustädter Lokomotiv-Fabrik, die sich rasch zur größten Lokomotiv- und Maschinenfabrik der österreichisch-ungarischen Monarchie entwickelte, mit einer Belegschaft von bis zu 3.000 Mann.
|
|
|
|
|
|
Wiener Neustädter Lokomotiv Fabrik |
|
Produktionshalle |
Der für damalige Verhältnisse innovative Vorzeigebetrieb war vor allem für die Semmeringbahn tätig, für die er Dampfmaschinen und Lokomotiven herstellte. Die Fabrik wurde sukzessive ausgebaut, ältere Gebäude wurden als Kasernen adaptiert, weshalb Teile des Industrieareals während des ersten Weltkriegs als militärischer Stützpunkt und Gefangenenlager dienten. Im Sommer 1916 verwüstete ein Tornado das Gelände.
|
|
|
|
|
|
Beschädigung des Werks durch einen Tornado (1916) |
|
k.k. Lokomotiv- und Maschinenfabrik |
Vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise und der Fusionierung mit der „Wiener Lokomotivfabrik“ (LOFAG) in Wien-Floridsdorf wurde das Werk 1930 aus Rentabilitätsgründen geschlossen. Erst acht Jahre später wurde das Areal 1938 vom deutschen Motorenkonzern Henschel & Sohn übernommen, reaktiviert und massiv erweitert.
|
|
|
|
|
|
Ursprünglicher Standort der Serbenhalle: die zentral-serbische Stadt Kraljevo |
|
Erschießung in Smederevska Palanka bei Kragujevac (20. Oktober 1941) |
Am 5. Mai 1942 erfolgte die Gründung einer Tochtergesellschaft zum Zweck der Rüstungsproduktion, die in Kriegszeiten unter dem Decknamen „Rax-Werk Ges.m.b.H.“ operierte. Durch den kriegsbedingten Rohstoffmangel und der großen Nachfrage nach Rüstungsmaterial fasste die Deutsche Wehrmacht 1942 den Entschluss, im serbischen Kraljevo eine große Montagehalle für Waggons abzubauen, die damals eine der größten Stahlträger-Hallen Europas war. Im Zuge des Massakers von Kraljevo und Kragujevac war sie ein Jahr zuvor Schauplatz einer Massenerschießung von über 1.700 Zivilisten, eine Vergeltungsmaßnahme der Deutschen Wehrmacht für einen Partisanenanschlag.
|
|
Die Raxwerkhalle heute |
In mehr als 400 Güterwaggons wurde die Halle dann nach Wiener Neustadt gebracht und dort neu aufgebaut, weshalb die Halle im Volksmund den Namen „Serbenhalle“ erhielt. Die neu errichtete Halle hat gigantische Ausmaße: sie misst 300 m in der Länge, ist 70 m breit und bietet eine Produktionsfläche von 21.000 m2. Die enorme Höhe von 30 m erlaubte überdies die Produktion von Raketen in aufrechter Position. Für den Aufbau der Halle in Wiener Neustadt wurden größtenteils Häftlinge des Konzentrationslagers Mauthausen eingesetzt.
|
|
|
|
|
|
Raketenproduktion in der Serbenhalle |
|
Kriegsgüterproduktion in der Serbenhalle (1944) |
|
|
|
|
Turbinenproduktion in der Serbenhalle |
|
Anfangs wurden in der Serbenhalle Fertigungsteile für Panzer produziert, ab 1943 sogar Teile der V2-Rakete, deren Produktion auf Grund der massiven Bombardierung Wiener Neustadts jedoch rasch wieder an geschütztere Standorte wie Zipf und Ebensee verlagert wurde. Da die Rüstungsproduktion einer hohen Geheimhaltung unterlag und um die Produktion rasch hochzufahren, setzte man für die Arbeit erneut Häftlinge des KZ Mauthausen ein, die Raxwerkhalle wurde in Folge zu einer Außenstelle des Konzentrationslagers Mauthausen, in dem bis zu 1.200 Arbeiter untergebracht waren. Das Lager wurde „SS-Arbeitslager Wiener Neustadt“ genannt, von der SS bewacht und war mit Starkstromzäunen und Wachtürmen befestigt. Die Insassen waren vorwiegend politische Widerstandskämpfer französischer, später auch polnischer Herkunft. Als im Frühjahr 1945 die Rote Armee vor den Toren Wiener Neustadts stand, wurden die Häftlinge zu Fuß nach Mauthausen zurückgetrieben – ein Todesmarsch, den viele nicht überlebten.
|
|
|
|
|
|
Wiener Neustadt nach dem 2. Weltkrieg |
|
Verwaltungsgebäude |
Wiener Neustadt war während der Kriegsjahre aufgrund der dort dicht angesiedelten Schwerindustrie mit 52.000 Bomben die am heftigsten bombardierte Stadt Österreichs, was eine fast völligen Zerstörung zur Folge hatte. Im Frühjahr 1945 wurden auch die Rax-Werke durch einen Luftangriff zerstört. Lediglich die Serbenhalle sowie einige Bauelemente der ursprünglichen Anlage wie das ehemalige Werkstor sowie ein kleiner „Ein-Mann-Bunker“, der, in die Erde eingelassen, für einer SS-Wache als Schutz vor Fliegerangriffen diente, sind bis heute erhalten. Eine Lokomotive, die innerbetrieblich verwendet wurde („Fanny“), steht heute als Denkmal an der Kreuzung Stadionstraße/ Pottendorfer Straße.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
ehemaliges Werkstor am Franz-Fehringer Weg |
|
Einmannbunker in der Stadionstraße |
|
Außenansicht des KZ Wiener Neustadt |
Nach Kriegsende wurde die Serbenhalle, zuerst unter russischer Besatzung, danach als staatlicher Industriebetrieb, wieder zur Produktion von Lokomotiven und Flugzeugen verwendet. In den 1960er Jahren fiel der Betrieb der Privatisierungswelle zum Opfer. Auch massive Gewerkschaftsstreiks konnten das Schicksal nicht abwenden, das Werk wird 1966 endgültig stillgelegt.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Die Raxwerkhalle heute |
|
Schienenanbindung |
|
Denkmal in der Pottendorfer Straße |
Heute steht in der Pottendorferstraße vor der Raxhalle ein Denkmal, das an die grausame Vergangenheit der Hallen erinnert. Es wurde auf Initiative von Dr. Michael Rosecker und Markus Grabenwöger errichtet und erinnert an die Opfer des Dritten Reiches. Es soll, in einer Zeit ohne Zeitzeugen, die Verantwortlichkeit jedes Einzelnen einmahnen und einer kollektiven Realitätsverweigerung entgegentreten. |