Spielort 2010
k.k. Post- und Telegrafenamt, 1010 Wien, Börseplatz 1
Das Telegrafenamt liegt an der Wipplingerstraße
Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Umgebung oder in den Garagen Am Hof und
auf der Freyung. ›› Wegbeschreibung (How to find us)
Das ehemalige k.k. Post- und Telegrafenamt, ein nach altösterreichischer Vergangenheit duftender Prachtbau, wurde 1870-1873 als
historistisches Palais für die 1849 gegründete Telegraphen-Zentralstation
gebaut. Es liegt, 54 m lang und 42 m breit, als Nummer 1 am Börseplatz und
grenzt an die Hohenstaufengasse, die Helferstorferstraße und die Rockhgasse.
1902-05 wurde der Bau durch Eugen Fassbender erweitert, wobei das oberste Geschoss erhöht und repräsentativ ausgebaut wurde . Die Fassade trägt die
Aufschrift „k.k. Telegraphen-Anstalt“ und als Krönung des Vordertraktes
thront eine mächtige, die Telegraphie symbolisierende Figurengruppe, die auf
einem Globus sitzt. 1964 wurde noch ein Funkturm der Post aufgesetzt.
Das Telegrafenamt wird demnächst zu einem Luxushotel umgebaut.
Das Vestibül bildet eine 3-schiffige, ionische Säulenhalle mit
Wandgliederung, Arkaden und Stuckdecken. Im Parterre beherbergte der ehemalige Kassensaal mit Stuckdecken und
korinthischen Säulen und Pilastern zuletzt noch ein Postamt.
Im Hauptstiegenhaus erschließt eine monumentale Vierpfeilertreppe einen
offenen Schacht mit toskanischen, kannelierten Säulen.
Die ehemaligen Apparatsäle im vierten Stock haben bereits eine
sezessionistische Stuckgliederung, der Hauptsaal eine Spiegelrahmendecke und
repräsentative Säulen mit Masken, die von den Häuptern von Sol und Chronos
gekrönt sind. Die grossen Bogenfenster führten den dort untergebrachten
Apparatsälen in reichlichem Maße Licht zu.
Das Gebäude beherbergte unter anderem eine Versuchsstation für drahtlose Überland-Telegraphie und Telephonie. Andere Räume wurden für die Führung der
Rohrpostleitungen zu den darüber angeordneten Stationsapparaten und der zu
den Reservoirstationen abgehenden Luftleitungsrohre benützt. Im Trakt gegen die Rockhgasse waren die Diensträume der Depeschenausträger untergebracht und mit dem darüber liegenden Zentralexpedite durch eine pneumatische Rohrleitung und ein Fallrohr verbunden.
Vom Vestibül gelangte man in den Telegrammaufgaberaum, der durch eine
Schalterwand von der Telegrammannahme, der Kassa und der Reklamation
getrennt war. Dahinter befand sich der Amtsraum für die telephonische
Telegrammvermittlung, das Zentralexpedit und die Rohrpostzentralstation. Im
Zentralexpedit war eine Station der zwischen diesem und den Apparatsälen
verkehrenden Depeschenseilbahn untergebracht und die Station der
Hausrohrpost, die die Depeschenseilbahn zur Nachtzeit zu ersetzen hatte.
Rechts vom Vestibül befand sich der Warteraum für das telephonierende
Publikum, von dem ein Zugang in den Sprechzellen- und Umschaltraum führte;
dieser Raum war durch eine Balustrade in zwei Teile geteilt, von denen eine
für das diensthabende Personal bestimmt war, während der andere 5
Sprechzellen enthielt. Der Umschaltraum war durch Schalter sowohl mit dem
Parteienraum als auch mit jenen Lokalitäten verbunden, die ausschließlich
für Journalisten bestimmt waren und auch besondere Sprechzellen für diese
enthielten. Im Parterre war zusätzlich das Postamt Wien 6 untergebracht.
Das dritte Stockwerk enthielt den Hauptrangierraum, in dem die Adern der
Telegraphen- und Akkumulatorenkabel an die Hauptumschaltapparate
angeschlossen waren, um von dort weiter in die Apparatsäle geführt zu
werden, die Linienrelais und die Translationseinrichtungen. Weiters waren im
dritten Stockwerk die Schlafräume, in denen das Nachtdienstpersonal der Ruhe
pflegen konnte.
Das oberste, vierte Stockwerk wurde vollständig von den vier großen 7,3
Meter hohen Apparatsälen eingenommen, die insgesamt eine Bodenfläche von
1600 Quadratmetern besitzen und von denen der größte eine Breite von 13
Metern und eine Länge von 40 Metern aufweist.
Um diesen Räumen, in welchen Tag und Nacht Hunderte von Personen angestrengt
arbeiten mussten, möglichst frische und reine Luft zuzuführen, wurde in der
Gartenanlage am Börseplatze ein Frischluftpavillon errichtet, von dem die
Frischluft durch einen unterirdischen 32 Meter langen Hauptfrischluftkanal
zu den im Keller befindlichen Luftreinigungs- und Befeuchtungsvorrichtungen
gelangte. Hier passierte die Außenluft zunächst Filter aus Segeltuch und
einen Wasserzerstäubungsapparat und gelangte sodann durch Frischluftkanäle
zu den Heizkammern, um von hier aus den zu ventilierenden Räumen
Zentralexpedit, Postamt, Akkumulatorenraum und Apparatsäle, Büffet und
Dachboden zugeführt zu werden; im Winter wurde die Luft nicht nur erwärmt,
sondern auch befeuchtet und es gestatteten die Lufterwärmungsvorrichtungen
bei + 5° Außentemperatur einen 1,5- bis 2maligen Raumluftwechsel pro Stunde.
Was den Dachstuhl des Gebäudes anbelangt, ist anzuführen, daß das alte
Gebäude bereits einen eisernen Dachstuhl trug, welcher zu den ersten von der
Firma Ignaz Gridl in Wien aus belgischem Schmiedeeisen errichteten
Dachstühlen zählte.
Für die Beleuchtung des Telegrafenamts war die Installation von 1258
Glühlampen und von 66 Bogenlampen erforderlich. Die Wahl der Beleuchtungsart
der Bogenlampen erfolgte auf Grund eingehender Beleuchtungsproben, die den
Zweck hatten, eine den Anforderungen des Betriebes entsprechende Beleuchtung
der Arbeitsplätze jedes Saales bei möglichst geringem Strombedarf ausfindig
zu machen. Die unverhältnismäßig hohen Kosten, welche die Anwendung von
Glühlampen für die Saalbeleuchtung erfordert hätte, gaben schließlich den
Anlass zu einer originellen Lösung der Beleuchtungsfrage, welche sowohl in
ihrer Wirkung als auch in ökonomischer Hinsicht vollkommen einwandfrei war.
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