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Spielort 2002 – Palazzo Zenobio
Der eigentümliche Palazzo Zenobio am Rio dei Carmini
im sestiere Dorsoduro entstand im späten 17. Jahrhundert.
Obwohl er in manchem früheren venezianischen Palästen
ähnelt, erscheint Antonio Gasparis Werk für venezianische
Verhältnisse höchst originell. Die karge, flache
Fassade aus pietra dIstria, die ungewöhnliche Breite
- in der Mitte am Ballsaal sieben, seitlich je vier Fenster
- und die schmucklosen Rechteckfenster im zweiten Stock kündigen
die herbe Strenge des Klassizismus an.
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Auch Gaspari greift auf Herkömmliches zurück: Die
Serliana flankieren Fensterpaare, zwischen denen Doppelsäulen
stehen und die Rundbogenfenster mit auffallenden Kämpfern
hatte schon Longhena gern verwendet. Im ganzen wirkt das Gebäude
wie eine selbstbewußte Antwort auf Longhenas Überschwang
- eine verständliche Reaktion bei einem Baumeister, der
sich jahrelang mit der Ausführung von Longhenas Plänen
für den riesigen Palazzo Pesaro abgemüht hatte.
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Der Palazzo Zenobio besitzt einen von jeher hochberühmten
Garten, dessen ursprüngliche Gestalt auf einem Stich von
Carlevaris zu sehen ist: ein nach allen Regeln der Kunst angelegtes
Gartenparterre, im Hintergrund Tommaso Temanzas casinó
aus dem 18. Jahrhundert.
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Das casinó wurde in Venedig seit dieser Zeit zur festen
Einrichtung, doch haben sich nur wenige erhalten. Ursprünglich
waren dies kleine Gartenhäuschen oder Pavillons, in denen
man lediglich speiste oder zwanglose Geselligkeiten abhielt.
Im 18. Jahrhundert dienten die Pavillons noch demselben Zweck,
doch die Ausstattung wurde aufwendiger. Temanzas casinó
für die Zenobio weist im Erdgeschoß ionische Säulen
und Statuen in Nischen auf; außerdem hatte es ein Obergeschoß,
in dem das Familienarchiv und die Bibliothek mit 6000 Bänden
untergebracht waren.
Die Zenobio, mit Sitz am Rio dei Carmini, stammten aus Verona
und wurden 1646 offiziell ins Patriziat aufgenommen. Sie waren
bekannte Mäzene und berühmte Philanthropen. Im Jahre
1837 wurde der Palast an einen Grafen Salvi aus Vicenza verkauft,
der 1844 eine umfassende Restaurierung durchführen ließ.
1850 wurde der Palast an katholische Patres aus Armenien verkauft.
Mit ihrer Niederlassung in Venedig setzte diese erst 1836 gegründete
Kongregation eine Tradition fort, die bis ins 13. Jahrhundert
zurückging. Die Armenier hatten ihre erste Kirche in Venedig
im 15. Jahrhundert gebaut, und ihre Scuola zierten Gemälde
von Carpaccio. Ihre Toten begruben sie auf der Insel San Giorgio
auf einem eigenen Friedhof.
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