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Theater/Premiere/Israel/Österreich/Kritik
"Alma in Jerusalem": Explosiv, emotional und erfolgreich

Utl.: Standing Ovations für Paulus Mankers Polydrama - Packende Szenen in neuem Kontext - Verteidigungsminister Ehud Barak als Premierengast

Jerusalem (APA) - Dass Paulus Mankers Polydrama "Alma" auch in Jerusalem für Furore sorgen würde, war zu erwarten. Bereits im Vorfeld waren die Zeitungen voll von Berichten über die Zensur-Eingriffe des Verteidigungsministeriums, der zuständige Minister Ehud Barak zog bei seinem entspannt wirkenden Premierenbesuch am gestrigen Samstag ebenfalls viel Aufmerksamkeit auf sich. Und Paulus Manker baute in seinen Schlussmonolog als Oskar Kokoschka noch gehörige Kritik an den Vorfällen ein. Nach der vierstündigen Alma-Verfolgungsjagd durch das ehemalige britische Zentralgefängnis feierte das israelische Publikum Paulus Mankers und Joshua Sobols Dauerbrenner mit heftigem Beifall und Standing Ovations.

Ein wenig überrascht war das Premierenpublikum im großen Saal des nun als Museum genützen Gebäudes schon, als nach der ersten Szene aus der 130-jährigen Alma Mahler plötzlich drei junge Alter-Egos werden, die in verschiedene Räume davonstieben und die Besucher auffordern, sich ihnen anzuschließen. "Diese Art von Theater ist hier sehr unbekannt", sagte eine Theaterbesucherin aus Tel Aviv in der Pause, in der das koschere Galadinner anlässlich von Gustav Mahlers Tod aufgetischt wird. Intensive Tischgespräche unter heimischen und österreichischen Gästen drehen sich um die unterschiedlichen Stationen, an denen zeitgleich Alma Mahlers Leben mit ihren zahlreichen Männern aufgeführt wird.

Mehr als ein Dutzend Szenen werden bei der leicht adaptierten Version, die Joshua Sobol auch mit einer neuen Szene - basierend auf Alma Mahlers und Franz Werfels beiden Israel-Reisen 1925 und 1930 - angereichert hat, auf Hebräisch gespielt. Und auch jene Besucher, die kein Wort verstehen, kommen auf ihre Kosten: Mit Aviva Marks als greise Alma und Adi Gilat als eine der jungen Almas sowie Moran Kal als Walter Gropius, Golan Azoulai als Franz Werfel oder Doron Tavori als Gustav Mahler hat Paulus Manker ein ausdrucksstarkes Ensemble zusammengestellt. Als eines der vielen Glanzlichter - neben der österreichischen Alma-Darstellerin Donja Golpashin, die das Publikum in ihren Bann zog - fällt auch Ronny Shuval als Stubenmädchen Reserl auf. Ihr Auftritt hat unter anderem im Vorfeld für Aufregung gesorgt, da das Verteidigungsministerium, das im Besitz des Gebäudes ist, im Rahmen der Zensur einen nackten Auftritt der Schauspielerin untersagt hat.

Doch wäre es nicht Paulus Manker, wenn er im Beisein von Verteidigungsminister (und ehemaligem Ministerpräsidenten) Ehud Barak nicht im Schlussmonolog improvisiert hätte: Manker erinnerte an die biblische Zeit von König David, als "Jerusalem eine sehr liberale Stadt war. Frauen badeten und sonnten sich nackt auf den Dächern ihrer Häuser", so Manker auf Englisch und mit Blick auf Politiker und Diplomaten. Und ein paar Zeilen weiter: "Die Zeiten haben sich geändert, und die Nacktheit von menschlichen Körpern wird nicht länger in Jerusalem toleriert. Es gibt ein paar kleine Chancen für einen neuen Salomon, und für ein zeitgenössisches, unzensiertes Song-Of-Songs", eine Anspielung auf König Salomons Bibel-Text.

Wie explosiv und emotional Szenen aus "Alma in Jerusalem" für die teilnehmenden Schauspieler sein können, zeigt jene Szene, in der Alma Mahler ihren Mann Franz Werfel überreden will, zu Beginn des Zweiten Weltkriegs zum Christentum zu konvertieren. Golan Azoulai, der in die Rolle des Schriftstellers schlüpft und selbst laut Eigendefinition "sehr religiös" ist, fiel es nicht leicht, die Aggression Werfels nur zu spielen, wie er nach der Premiere im Gespräch mit der APA sagte. "Ich war in dem Moment so wütend, da war nichts mehr gespielt. Ich wollte die junge Alma beinahe schlagen", so der israelische Schauspieler.

Paulus Manker kann mit seinem verspäteten Erfolg in Jerusalem - ursprünglich hätte die Produktion anlässlich des 60. Jahrestags der Staatsgründung Israels im Vorjahr gezeigt werden sollen - mehr als zufrieden sein. Ein Großteil der Tickets ist bereits verkauft, die israelische Presse jubelte in ihren am heutigen Sonntag erschienenen Kritiken.

(S E R V I C E - "Alma in Jerusalem" im ehemaligen britischen Zentralgefängnis, Jerusalem. Weitere Aufführungen finden am 4./5., 7./8., 10., 13.-15., 17.-19., 21./22., 24.-26., 28./29., 31. Oktober statt. tickets@alma-mahler.com oder unter www.alma-mahler.com) Es werden auch Pauschalreisen aus Österreich angeboten. Informationen auf der Website.)

(Schluss) har/dae

APA0108 2009-10-04/11:56

041156 Okt 09

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