Kurier vom 8. 7. 1999
Die Femme fatale des Entant terrible
ORF zeigt 1.Teil des Manker-Films: "Alnia A SHOW BIZ
ans Ende"
Herr Manker, schießen Sie dem Theater nicht das Theater
ab?
"Nein, weil das Theater ermüdet durch das mechanische
Abwickeln von immer den gleichen Abläufen: Vorhang auf,
und man weiß nach dem ersten Satz, was in drei Stunden
passieren wird. Deshalb sitzen wir auch gern stundenlang vor
dem Affenkätig oder vor dem Kinderspielplatz - denn die
haben ihre Gesetze, die wir nicht durchblicken, und das ist
aufregend. So wird es den Leuten auch gehen, wenn sie Alma"
sehen."
"Alma - A SHOW BIZ ans Ende", der Film (23.35,
ORF 1). Paulus Manker auf dem Kinderspielplatz:
"Wir haben nicht vorgeprobt, sondern einfach das Licht
gesetzt und dann Achtung-Fertig-Los!' gerufen und dann könnt's
machen, was ihr wollt'". Denn "da kriegst du natürlich
Sachen, die nicht geprobt sind, sondern genau in dem Moment
da sind, wo sie entstehen. Auch beim tollsten Schauspieler
siehst du, ob er etwas vorbereitet hat oder ob es ihn selbst
überrascht." Exzessiv ' zügellos, bombastisch
einerseits, gnadenlos und penetrant wie das Auge des Zusehers
andererseits - so vielschichtig wie die Aufführung präsentiert
sich auch der Film, den der ORF in drei Teilen (siehe Kasten),
jeweils zu später, jugendfreier Stunde ausstrahlt. Dabei,
so Manker, wäre die Verfilmung der erfolgreichsten Wiener
Festwochen-Produktion aller Zeiten - zumindest in diesem jetzigen
Ausmaß - fast gescheitert: Die Filmförderung erachtete
das Projekt ursprünglich als nicht förderungswürdig.
Manker: "Sie kamen mit dem Argument: Die Amerikaner arbeiten
auch an einer Alma-Verfilmung, warten wir doch auf die."
Nur: Manker ist so etwas von einem überzeugten Nicht-Warter,
daß er wohl weiß, wie man überzeugen kann.
Wegen des ungebrochenän Interesses läuft "Alma"
auch wieder im Sanatorium Purkersdorf. Vermutlich zum letzten
Mal. "Wir wollten es heuer gar nicht mehr machen, und
dann haben die OMV angerufen, unsere Hauptsponsoren, und haben
gesagt: Herr Manker, das Geld wäre wieder da, bitte nehmen
Sie es."
Und dann hat sich der Manker gedacht, wenn der Sponsor anruft
und Geld anbietet, dann muß man sich das überlegen.
von M. Ernst
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