Neues Volksblatt Nr. 155 vom 08.
07. 1999
Mankers "Alma" in 3 Teilen
Die Wilden sind los
Es wäre nicht Paulus Manker, hätte er sich bei
der Präsentation seines Films "Alma - A Show Biz
ans Ende" nicht ausdrücklich bei seinen Feinden
bedankt: Diese zu bekämpfen lädt seine Batterien
offensichtlich auf. Bürgerschreck Manker hat es dennoch
geschafft: Wo Institutionen wie die Filmförderung sichtlich
zögerten, haben ORF und Arte zusammengewirkt, um ein
Live-Monsterspektakel zum TV-Ereignis werden zu lassen.
Alma ist Alma, "die" Alma, nämlich Alnia Mahler-Werfel,
die notorische Gattin und Geliebte des Genies. Der israelische
Autor Joshua Sobol hat ein Riesendrama um sie geschrieben,
das Manker als Simultan-Schauspiel im Wiener Sanatorium Purkersdorf
herausgebracht hat. Vor drei Jahren war es die Festwochen-Sensation,
heuer wird es im Sommer wieder gespielt. Live muß man
herumwandern - vor dem TV-Kastl darf man sitzen bleiben.
Drei verschiedene Alma-Darstellerinnen - Nicole Ansari von
Wiener Volkstheater, die künftige Burgschauspielerin
Johanna Wokalek und Pamela Knaack - verkörpern die Dame
in hektischer Umarmung mit ihren diversen Männern (Gustav
Mahler, Walter Gropius, Oskar Kokoschka, Franz Werfel), und
man kann sicher sein, daß Manker dem Fernsehzuschauer
nichts von der Exzentrik schuldig bleibt, die er live entfesselt
hat (mit sich selbst als geiferndem Kokoschka). Vieles - wie
etwa die Szenen zwischen Mahler und Sigmund Freud - wird endlos
ausgewalzt, das meiste geht in Hektik und Gekreische unter.
von Renate Wagner
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