Der Prese vom 10. 07. 1999
Alma: A Fernsehshow Biz ans Ende
TV-KRITIK
Ein monumentales Projekt braucht monumentale Zeichen: Die
nächtliche Fassade des Sanatoriunis Purkersdorf, verklärt
von schicksalhaften Orchesterklängen, markiert Anfang
und Ende jenes Spiels, das da Alma - A SHOW BIZ ans Ende heißt.
Aus dem Theaterspektakel, das der Regisseur Paulus Manker
und der Dramatiker Joshua Sobol 1996 vorstellten, ist also
ein Fernsehdreiteiler geworden, gewichtige viereinhalb Stunden
lang, eine theatralische Reflexion des Lebens der Alma Mahler-Wertel.
Der erste Teil, in den
Kunst-Stücken des ORF am Donnerstag spätnachts gezeigt,
war jedenfalls dazu angetan, die Interessierten von den Hartgesottenen
zu trennen. Teil zwei, soviel darf in aller Vorsicht prognostiziert
werden, wird eher nur in letzteren Einschaltimpulse wecken.
Schon seinerzeit, als Alma noch ein Bühnenstück
war, wies man die Zuschauer an, sich als Kameras zu fühlen,
deren Blick durchs Haus, von Raum zu Raum und Szene zu Szene
zu schweifen habe. Alma, das Videodokument der Bühnenshow,
entbindet den Betrachter nun von der Verantwortung, seine
eigene Vision zu finden. Das Multiperspektivische wird zur
Parallelhandlungsflut, der Weg von
einer Station zur nächsten in einem harten Schnitt absolviert.
Eine alte Bunuel-Idee, in Dieses obskure Objekt der Begierde
durchexerziert, speist das Alnia-Drama: Die Heldin wird von
drei jungen Schauspielerinnen dargestellt (flankiert noch
von Über-Alma Susi Nicoletti), die ausschwärmen,
um nach authentischem Vorbild Liebe, Kunst & Politik zu
spielen. Viel Tumult, viel Action, viel Bewegung: in Alma
siegt die Freiheit der Kunst über den Informationswert
der Kunstgeschichte.
Man spürt allerdings den Freiraum, den Maiiker seinen
Darstellern schafft, man kann sehen, daß dieser Regisseur
weiß, was es heißt, zu spielen: Manker hantiert
okit der Uberfülle seines Materials so spielerisch wie
seine Mimen (herausragend: Helmut Berger), mit Lust am Physischen,
an der Überraschung, an der Laune des Augenblicks.
Daß der ORF hier maßgeblich mitproduziert hat,
wird sich übrigens demnächst auch in einem epischen
Drehbericht in Treffpunkt Kultur niederschlagen. Kultur ist,
wo man seine Geldbörse hat.
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