Das Leben der Alma Mahler-Werfel
Das Leben Alma Mahler-Werfels war ein Spektakel - sie war
schön, klug, und die Männer verfielen ihr reihenweise.
So wundert es nicht, dass es ein Theaterevent sein muss, nur
ein Ereignis dieser Größenordnung vermag Almas
Leben angemessen wiederzugeben.
Ein rauschendes Fest für eine Femme Fatale. Alma Mahler-Werfel.
Es ist ihr 127. Geburtstag und all ihre Männer,
Liebhaber und Bewunderer sind gekommen. Es ist die erste Szene
in einem berauschenden Theaterspektakel, das alle Sinne anregt.
Auf vier Etagen des Berliner Kronprinzenpalais' wird gespielt.
Gleichzeitig.
Insgesamt 50 Szenen. Der Zuschauer entscheidet, welchen Episoden
er folgen will. Nie kann er alles sehen, immer nur einen Bruchteil
von Almas bewegtem Leben erhaschen.
Die echte Alma. Schön war sie, eines der wenigen "Zauberfrauen",
wie sie ihr letzter Mann Franz Werfel beschrieb. Sie wächst
in Wien auf, geht gerne auf Gesellschaften und in die Oper,
komponiert eigene Lieder. Männer verfallen ihr reihenweise.
Gustav Klimt und Alexander von Zemlinsky, der sensible Komponist
Gustav Mahler, der Architekt und Bauhausgründer Walter
Gropius, der wilde Maler Oskar Kokoschka, der Schriftsteller
Franz Werfel. Sie ist die Sonne, die ihnen Energie gibt. Geliebte
Muse und zugleich verhasstes Monster.
Paulus Manker - Schauspieler und Regisseur:
"Am besten hat es ihre Freundin Marietta Torberg formuliert:
Sie war eine große Dame und gleichzeitig eine Kloake.
Selbstverständlich ist das eine großartige, gigantische,
monströse Figur. Alles war bei ihr überlebensgroß,
jeder Tag war bei ihr ausgefüllt wie bei anderen ein
ganzer Lebensabschnitt. Das gibt viel her."
Für eine normale Theaterbühne ist ihr Leben zu
groß. Das Kronprinzenpalais Unter den Linden als Spielort
scheint da angemessen. Paulus Manker, selbsternannter Lebensabschnittsgefährte
von Alma, hat LKW-Ladungen voller Möbel herbeischaffen
lassen, um das leere Gebäude zu beleben. In Wien bespielte
er ein altes Sanatorium, in Los Angeles einen Filmpalast.
Nun also Berlin.
Paulus Manker:
"Sie hat hier geheiratet, beim Standesamt einen Steinwurf
von hier hinterm Roten Rathaus, hier wurde sie auch geschieden.
Sie ist gerne ins Borchardts gegangen, in der Staatsoper wenige
Schritte von hier wurde 1927 Wozzek von Alban Berg uraufgeführt,
das er ihr widmete, im Deutschen Theater wurden die Stücke
Werfels uraufgeführt, am Bebelplatz wurden seine Bücher
verbrannt und Kokoschka, ihr Liebhaber, ist hier gehangen,
vielleicht an dieser Wand."
Die Garage des Kronprinzenpalais verwandelt Manker in eine
Küche, die Zuschauer sollen sehen, riechen, schmecken...
Hier eine wunderbare Rindssuppe... wunderbar.
Paulus Manker:
"Alle Sinne sind angesprochen. Sie können Dinge
angreifen. Hier ist zum Beispiel der Lieblingslikör,
den Alma im Alter literweise getrunken hat. Der Benedictine.
Da ist dann aber auch Benedictine drin, sie können daran
riechen und sich ein Stamperl nehmen und das trinken, was
die Alma am liebsten getrunken hat."
So wandert der Zuschauer mit den Schauspielern durch Almas
Leben, erlebt ihre zerrüttete Ehe mit Gustav Mahler,
der eine Ehefrau und keine Partnerin wollte..., oder heftige
Eifersuchtsszenen mit Walter Gropius, den Alma auf einer Kur
kennen lernt und schließlich 1915 in Berlin heiratet.
Oder er wohnt der Beerdigung Gustav Mahlers bei. Der Regisseur
nennt das verwegen "Polydrama". Jeder Besucher erlebt
einen anderen Theaterabend. Je nach gewählter Perspektive.
Ein intensives Erlebnis. Für Zuschauer und Schauspieler.
Wiebke Frost - Schauspielerin (Alma II.): "Man kann
sich aus der Rolle quasi nicht weg beamen. Dadurch, dass viele
Leute um einen herumstehen ist man gezwungen, ganz wahr zu
bleiben, ganz in der Situation zu sein. Es gibt also kein
Entrinnen."
Alma Mahler-Werfel lebte in Extremen. Und so schont auch
Paulus Mankers vierstündige Inszenierung weder Schauspieler
noch Besucher.
Paulus Manker:
"Kokoschka sagte: Eine Nacht mit dieser Frau verschafft
mir Energie für eine ganze Woche Arbeit. Wenn sie die
Bilder von Kokoschka kennen oder sie sich anschauen, dann
muss ich den Hut ziehen vor dieser Frau, die das befruchtet
hat." So ist sein Theaterspektakel auch eine Hommage
an das Leben einer Frau, die zu den aufregendsten des vergangenen
Jahrhunderts gehörte.
Ein Beitrag von Birgit Wolske
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