Das Kronprinzenpalais als MoMA
von Berlin
1918
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Kokoschkas "Die Freunde"
im KPP
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Ludwig Justi, Direktor der Nationalgalerie, etabliert im
Kronprinzenpalais die weltweit erste Sammlung von Gegenwartskunst.
Ankäufe von Heckel, Schmidt-Rotluff, Mueller, Pechstein,
Barlach und Nolde führen zur Kontroverse mit der Kommission
zum Ankauf neuer Werke. Der Erwerb von Oskar Kokoschkas Die
Freunde führt zum Eklat, es kommt zu einer Kommissions-Revolution,
wie Kokoschka sich ausdrückt die Kommission löst
sich auf.
1919
Die Galerie der Lebenden wird am 4. August im
Kronprinzenpalais eröffnet, ein Tableau für die
radikale Moderne. 150 Gemälde und Skulpturen werden aus
der Nationalgalerie ins umgebaute Kronprinzenpalais übernommen,
darunter die französischen Impressionisten Manet, Monet,
Cezanne und Renoir sowie Werke der Berliner Sezession, die
allesamt im Parterre aufgehängt werden.
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Die Impressionisten im Erdgeschoss
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Im Obergeschoss werden die Dresdner Brücke-Künstler
Heckel, Kirchner,
Mueller, Pechstein, Nolde und Schmidt-Rotluff gezeigt, die
Maler Franz Marc und Christian Rohlfs, der Bauhaus-Künstler
Lyonel Feininger sowie Skulpturen von Barlach und Lehmbruck.
Aber auch van Gogh, Gauguin und Kokoschka, franz. Pointillisten
und James Ensor, später kommen noch Munch, Hodler und
Maillol hinzu.
Von jedem Künstler werden mehrere Werke gezeigt, einigen
wird sogar einen ganzen Raum gewidmet, wie Erich Heckel, dessen
"Ostender Madonna", 1915 anlässlich einer Weihnachtsfeier
für Verwundete auf zwei Zeltbahnen gemalt, eigens vor
einem verhängten Fenster positioniert wird, so dass sie
durch die Türöffnungen aller oberen fünf Räume
zu sehen ist (der Altar wird 1945 durch Brand zerstört).
Der mittlere Saal ist Emil Nolde vorbehalten, auch Max Beckmann
erhält einen eigenen Raum. Hinzu komm ein Saal mit Gemälden
von Schmidt-Rottluff und Kirchner und Arbeiten von Kandinsky,
Campendonk und Klee.
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Ludwig Justi
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Die Räume selbst sind schlicht ausgestattet, ein breiter
Farbsockel und eine funktionale Hängeleiste sind die
einzigen architektonischen Elemente. Unter einem simplen Papierstreifen
mit dem Namen des Künstlers werden die Werke in freier
Anordnung gruppiert. Mit diesem weltweit einzigartigen ständigen
Ausstellungsraum für die Kunst der Moderne kreiert Justi
den bis heue aktuellen Typ des Museums für zeitgenössische
Kunst und dient mit seiner Experimentiergalerieanderen
Museen, wie dem MoMA in New York, als Vorbild.
Als Justi mit Tempo und Konsequenz die Sammlung ausbaut,
bricht ein so genannter Museumskrieg los, eine kunstmafiose
Hölle, in der Max Liebermann, der Präsident der
Berliner Akademie, der Kunstschriftsteller Karl Scheffler
und der Verleger Paul Cassirer zu Justis erbitterten Gegnern
werden. Liebermann bleibt es vorbehalten, noch vor den Nazis,
die Maler Kirchner und Nolde, Heckel, Munch, Feininger und
van Gogh als Existenzen jenseits der Zivilisation
abzuqualifizieren.
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"Kunstgeschichtliche Führung"
im KPP (Karikatur von 1923)
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1921
Ernst Ludwig Kirchner-Ausstellung
mit 50 Werken des Künstlers.
1922
Grosse Franz Marc-Ausstellung im
gesamten Obergeschoss.
1923
Erste Retrospektive Paul Klee.
Ausstellung Lovis Corinth zum 65. Geburtstag
in zwei kompletten Geschossen.
Corinth bezeichnet das Kronprinzenpalais
als einzig dastehend in der Welt.
1924
Einzelausstellung Otto Dix
(Aquarelle und Zeichnungen).
1927
Grosse Edvard Munch-Retrospektive mit 244 Exponaten. 1892
hatte ein Munch-Ausstellung in Berlin so schockiert, dass
sie vorzeitig geschlossen werden musste. Gegensätzliche
Reaktionen hatten daraufhin zur Gründung der Berliner
Sezession geführt. Mit der Retrospektive im Kronprinzenpalais
erfährt der 64-Jährige Munch nun eine späte
Wiedergutmachung.
Alfred H. Barr Jr., der legendäre erste Direktor des
MoMA in New York, besucht das Kronprinzenpalais und ist derart
begeistert von Justis Konzept, ein Museum ausschließlich
für moderne Kunst einzurichten, dass er es für sein
Museum of Modern Art übernimmt.
Our institution seeks to fulfil the function of a
Kronprinzenpalais, schreibt er an Justi, I cannot
tell you how delightful and exhilarating my visit was! Here
Picasso, Derain and Matisse rub shoulders with Klee, Nolde,
Dix, Feininger and the best of the modern Germans. In New
York we are much handicapped by the fact that there is only
one art museum, and it has shown practically no interest in
modern art. We would appreciate some statements as to the
advantage of maintaining a seperate institution devoted to
modern art.
Barr Jr.reist auch zum Bauhaus nach Dessau und lernt dort
Walter Gropius, Klee und Feininger kennen. Mit Walter Gropius
und dem letzten Leiter des Bauhauses, Ludwig Mies van der
Rohe, verbindet ihn in der Folge eine lebenslange Freundschaft.
Ludwig Mies van der Rohe sollte einen Neubau für das
MoMA entwerfen, der nicht realisiert wurde, stattdessen baute
er das Gebäude der Neuen Nationalgalerie in Berlin, in
dem 2004 die Werke des MoMA in einer spektakulären Ausstellung
zu sehen waren.
1928
Grosse Van Gogh-Ausstellung mit 143 Werken.
1929
Gründung des Vereins der Freunde der National-Galerie,
der in der Folge den Ankauf zahlreicher Gemälde ermöglicht,
darunter Werke von Picasso, Braque und Juan Gris.
1931
Große Retrospektive zum 60. Geburtstag von Lyonel Feininger.
1932
Emil Nolde Ausstellung zum 65. Geburtstag des Künstlers.
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Entartete Kunst
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