Sanatorium Purkersdorf Wienerstraße 64 3002 Purkersdorf bei Wien Das Sanatorium Purkersdorf wurde 1904/05 von Josef Hoffmann, einem Schüler Otto Wagners erbaut und ist eine der Ikonen der Wiener Moderne. Es gilt als Hauptwerk der kubisch-geometrischen Phase des Wiener Jugendstils und war bahnbrechend in seiner formalen Durcharbeitung und in der äußersten Einfachheit seiner kubischen Formen. Das Sanatorium Purkersdorf war Josef Hoffmanns großer Auftrag, den er gemeinsam mit der Wiener Werkstätte ausführte und der durch seine Bekanntschaft mit Berta Zuckerkandl zustande kam, die eine enge Freundin Alma Mahlers war. In ihrem Salon hatten sich Alma und Gustav Mahler 1901 kennen gelernt. Die berühmte Journalistin beobachtete die Strömungen um die neu gegründete Wiener Secession und empfahl ihrem Schwager Victor Zuckerkandl, der Bauherr war, Hoffmann als Architekten. Victor Zuckerkandl hatte das Gelände als "Wasserheilanstalt samt Kurpark" erworben, seit dem 19. Jahrhundert sprudelte dort eine Heilquelle. Beim Bau des Sanatoriums bediente sich Josef Hoffmann des Stahlbetons, des damals modernsten bautechnologischen Hilfsmittels. Entwurfszeichnungen belegen, daß er sogar gewillt war, die Möglichkeiten dieser neuen Bauweise radikaler auszunutzen, als es die tatsächliche Ausführung dann zuliess, so hätte das Erdgeschoß etwa ein weitgehend durchlaufendes Fensterband erhalten sollen. Dekorative Gestaltung wurde nur sehr zurückhaltend eingesetzt, an der Fassade mit blau-weissen Kachel-Bordüren und sehr sparsamer Verwendung figuraler Skulptur. "Der neue Begriff des Zweckbaues fand im Sanatorium Purkersdorf seine vollendete Ausprägung", schreibt der Architekt Günther Feuerstein in einer Hoffmann-Biographie. "Die hygienische Nüchternheit der Architektur entspricht hier in grandioser Weise seiner einstigen Nutzung." | | Das Foyer | Mehr Hotel als Spital, avancierte das Sanatorium bald zum gesellschaftlichen und künstlerischen Treffpunkt der Wiener Gesellschaft. Exzentrische Millionäre, Aristokraten, Maharadschas und orientalische Damen zählten ebenso zur exklusiven Klientel des Sanatoriums wie der Wiener Geldadel. Intellektuelle und Künstler wie Arthur Schnitzler, Egon Friedell, Gustav Mahler, Arnold Schönberg, Hugo von Hoffmannstal und Koloman Moser waren häufige Gäste des Hauses. Mit Badekuren, physikalischen Therapien und dem neuesten Heilverfahren der Mechanotherapie - Heilmassage und Heilgymnastik - behandelte man Rekonvaleszenzfälle und Nervenkrankheiten der besseren und vor allem betuchten Schichten. Ruhe, Licht und Luft, die Rationalität der Anlage und das auf ein Minimum reduzierte Ornament sollten zur Heilung der neuen Modekrankheiten "Nervosität" und "Hysterie" beitragen. Der gesamte erste Stock war neben einem großen Speisezimmer, in dem die Damen in großer Toilette speisten, nur der Unterhaltung gewidmet. Lesezimmer, Spielzimmer für Kartenspiele, Tischtennis und Billard und auch ein Musikzimmer sollten den Aufenthalt so kurzweilig wie möglich gestalten. Die Behandlungsräume, die Bäder und ein Turnsaal befanden sich im Erdgeschoss. Gemeinsam mit seinem Partner Kolo Moser entwarf Hoffmann auch sämtliche Einrichtungsgegenstände des Hauses. Die Einrichtung des Sanatoriums war einer der ersten großen Aufträge, die die damals junge Wiener Werkstätte erhielt. Selbst für einen Bösendorferflügel entwarf Hoffmann ein eigenes Gehäuse. Die legendäre Inneneinrichtung, durch die das Sanatorium zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk wurde, verschwand im Zuge der "Arisierung 1938. Einzelstücke der Inneneinrichtung zählen heute zu den bedeutendsten Möbelentwürfen dieser Periode. Die Farben Schwarz und Weiß und das Quadrat waren die durchgängigen Motive der Eingangshalle, auch bei den Sitzmöbeln und Tischen. 1926 wurde gegen den Willen Hoffmanns mit Rücksicht auf den Raumbedarf durch Leopold Bauer eine Aufstockung vorgenommen, die die ursprüngliche Konzeption entscheidend beeinträchtigte. Der Originalzustand wurde erst Mitte der Neunziger Jahre wieder hergestellt. Nach dem Tod Victor Zuckerkandls 1927 übernahmen Neffen und Nichten das Haus, ab 1930 führte ein Schwiegersohn den Betrieb wenig erfolgreich weiter. Erst kurz vor dem Anschluss Österreichs im März 1938 versuchte Trude Zuckerkandl den maroden Betrieb zu sanieren. Der Einmarsch der deutschen Truppen kam einer finanziellen Gesundung zuvor. 1938 wurde das von Josef Hoffmann gestaltete Sanatorium Westend in Purkersdorf samt allen Kunstgegenständen durch die Kontrollbank "arisiert" und an das NSDAP-Mitglied Hans Gnad verkauft. Gegen Ende des zweiten Weltkriegs Krieges dienten die Gebäude als Lazarett und wurden 1945 von der russischen Besatzung requiriert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Kurhaus zu einem Spital umgebaut, ein Teil der Anlage als Pflegeheim genutzt. 1952 wurde das Sanatorium von der evangelischen Kirche erworben und als Krankenhaus umgebaut, die alten Pavillons mussten wegen Baufälligkeit abgerissen werden. 1975 wurde der Betrieb eingestellt, Gebäude und Park blieben lange ungenutzt. Nach Jahren langsamen Verfalls begann 1991 der Augsburger Architekt Klaus mit der Renovierung des Hoffmann-Baus. Nach Jahrzehnten des Verfalls wurde das renovierte Sanatorium 2002 als Altersheim wieder eröffnet. Woka Lamps Vienna reproduzierte in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Bundesdenkmalamt exakte Nachbildungen der Originalentwürfe der Beleuchtungskörper von Josef Hoffmann und der Wiener Werkstätte. |