Theater/Israel/Österreich/Hintergrund/Interview Zensur-Eingriffe bei "Alma in Jerusalem": "Unsittliche Ausdrücke" Utl.: Autor Joshua Sobol musste einzelne Begriffe "abmildern": "Ich finde das idiotisch und absurd" - Premiere am Samstag im ehemaligen britischen Zentralgefängnis Wien (APA) - Ein fiktives Treffen zwischen dem Gründer der "Jewish Arab Workers Fraternity" Aron Cohen und Alma Mahler-Werfel im britischen Zentralgefängnis in Jerusalem bildet eine neue Station von Joshua Sobols und Paulus Mankers Polydrama "Alma. A Show Biz ans Ende", das morgen, Samstag, an dem historischen Ort Premiere feiert. Doch nicht nur die neuen Szenen verändern das vierstündige, auf Englisch, Hebräisch und Jiddisch gespielte Stück: Die Produktion hatte im Vorfeld auch mit Zensurwünschen des israelischen Verteidigungsministeriums zu kämpfen. "25 Ausdrücke wurden als zu unsittlich beanstandet", erzählte Sobol gestern, Donnerstag, im Gespräch mit der APA im Hof des nun als Museum genützten ehemaligen Gefängnisses. Er sollte die betreffenden Stellen "abmildern", sagt er mit einem Grinsen: "Jetzt habe ich halt Bilder anstatt der Wörter gefunden, die eigentlich viel mehr Assoziationen hervorrufen als die geläufigen Begriffe." So dürfe das englische Wort "titts" nicht vorkommen, stattdessen habe Sobol nun "rosebud" geschrieben. Auch das Stubenmädchen Reserl darf ebenso wie die lebensgroße Alma-Puppe in der letzten Szene mit Oskar Kokoschka (Manker) nicht nackt sein. "Ich finde das idiotisch und absurd", so Sobol. Zensur gibt es in Israel am Theater zwar nicht, aber das Zentralgefängnis sei eben kein Theater und der Betreiber das Ministerium. Die Angst, das israelische Publikum könne sich mit Begriffen wir "Titten" unwohl fühlen, hat Sobol nicht. Schließlich käme ein "sehr ausgewähltes, theatererprobtes Publikum" zu "Alma". "Die Israelis sind sehr neugierig. Und wenn du ihnen die Möglichkeit gibst, zu interagieren, machen sie es auch." Ursprünglich hätte die Produktion anlässlich des 60. Jahrestags der Staatsgründung Israels im Vorjahr gezeigt werden sollen, nach einem Attentat auf eine jüdische Talmudschule im März 2008 hatte Manker sich jedoch für eine Verschiebung entschlossen. Biografischer Ausgangspunkt der jüngsten Adaptierung sind jene beiden Reisen von Alma Mahler und Franz Werfel, die sie 1925 und 1930 nach Palästina führten. Bereits die unterschiedlichen Arten jüdischer Immigranten auf dem Schiff - moderne, junge Zionisten genauso wie osteuropäische Juden in Kaftan und Schtreimel - machten tiefen Eindruck auf das Paar, wie es heißt. Werfel habe auf diesen Reisen Erfahrungen gemacht, die in Folge zum zentralen Aspekt seiner künstlerischen Arbeit werden sollten. Die Erlebnisse in Palästina ließen den Schriftsteller aber auch seine eigenen jüdischen Wurzeln wieder entdecken und überdenken. Zuletzt war die 1996 im Rahmen der Wiener Festwochen uraufgeführte Produktion nach Stationen im Jugendstil-Kurhaus am Semmering (in unmittelbarer Nachbarschaft von Almas legendärem Domizil in Breitenstein) und Berlin (wo sie mit Walter Gropius gelebt hat) im ehemaligen Post- und Telegrafenamt in Wien zu sehen. Auch in Hollywood, wo Alma zwölf Jahre lang in der Emigration gelebt hat, machte "Alma" 2004 Station, Lissabon - der Ausgangspunkt für die Flucht in die USA - war 2003 Schauplatz, "Alma a Venezia" nannte Manker das Gastspiel in Italien im Jahr davor. (Das Gespräch führte Sonja Harter/APA) (S E R V I C E - "Alma in Jerusalem". Premiere: 3. Oktober, ehemaliges britisches Zentralgefängnis, Jerusalem. Weitere Aufführungen finden am 4./5., 7./8., 10., 13.-15., 17.-19., 21./22., 24.-26., 28./29., 31. Oktober statt. Tickets via tickets@alma-mahler.com oder unter www.alma-mahler.com) (Schluss) har/whl APA0192 2009-10-02/11:09 021109 Okt 09 > zurück | |