Wiener Hotels: Die neue Luxusklasse Martin Stuhlpfarrer und Ulrike Weiser (Die Presse) Die schönsten Wiener Palais, früher Amtshäuser und Banken, erleben ein Comeback als Mehr-Stern-Herbergen. Ein Überblick – und die Frage: Braucht Wien wirklich mehr Luxushotels? WIEN. Schön, aber ganz schön tot. So kennt man das alte Post- und Telegrafenamt. Oder vielmehr kannte. Denn seit Mitte Juli wird hier geliebt, getobt und geklatscht. Mit „Alma“, Paulus Mankers interaktivem Theaterstück, ist das Leben zurück am Börseplatz. Was nach dem Schlussapplaus kommt, ist offen. Naheliegend wäre ein Luxushotel, wie das derzeit für viele historische, denkmalgeschützte Gebäude (s. u.) geplant ist. Das bestätigt auch Friedrich Dahm vom Denkmalamt: „Es hat mehrere Planungen geben. Dabei waren immer Hotelprojekte im Spiel.“ Derzeit ist das Gebäude im Besitz des ehemaligen kroatischen Vize-Verteidigungsministers Vladimir Zagorec. Von dessen Sprecherin gibt es allerdings nur eine knappe Stellungnahme: „Wir evaluieren gerade, wie wir das Haus am Börseplatz wieder sinnvoll eröffnen können.“ Fix sei nichts, auch kein Hotel: „Es gibt viele Nutzungsmöglichkeiten. Wir haben noch nicht beschlossen, was es wird.“ Dafür müssten vorher noch Gespräche mit dem Denkmalamt geführt werden. Inzwischen aber gibt es andere – gar nicht wenige – Innenstadt-Schönheiten, die einer Zukunft als Kulisse für noble „Mehr-Stern-Nächte“ entgegenblicken. Allen voran … Das frühere Handelsgericht Nach langem Hin und Her – bereits 2004 wurde das Gebäude an die niederländische Van-Herk-Gruppe (mehrere einander nahe stehende Gesellschaften) verkauft – ist es nun in der Riemergasse 7 wirklich soweit: Noch diesen Herbst werden, so Eigentümervertreter Walther Staininger, die Bauarbeiten beginnen. Bestätigt wird das dadurch, dass der Vorbesitzer, die Bundesimmobiliengesellschaft, die sich – wie das üblich ist – bis zur Baureife Anteile behalten hat, diese nun an Van Herk übergibt. Auch ein Hotelbetreiber ist bereits per Handschlag fixiert, laut Branchengerüchten soll es sich um „Four Seasons“ handeln. Wobei zusätzlich zum Luxushotel Eigentumswohnungen geplant sind (so genannte Hotel Residences), die auf Wunsch vom Hotel das Service erhalten. Wie das 1906 erbaute Gebäude umgebaut wird, zeigt der bereits vom Denkmalamt bewilligte Plan des Architekturbüros Driendl. Die Änderungen betreffen vor allem den Innenhof: So soll der später entstandene Quertrakt der den Hof zerteilt, abgerissen werden. In dem so vergrößerten Freiraum wird laut Plan eine neue Zimmerflucht entstehen. Der Rest der Fläche soll auf Erdgeschoßhöhe verglast werden. Anvisierte Eröffnung: 2011. Ex-Länderbank-Haus Glas könnte auch beim Comeback des Palais Am Hof als Hotel eine Rolle spielen. Das frühere Länderbank-Haus, das derzeit noch im Eigentum der Bank Austria steht, soll bis Ende Juli verkauft werden. Ein Kandidat – es heißt angeblich der „aussichtsreichste“ – ist der Tiroler Immobilien-Entwickler René Benko bzw. seine Signa Holding. Benkos Plan: Ein Luxushotel samt (wir hatten es schon bei der Riemergasse) „Hotel Residences“. Wie Benko der „Presse“ bestätigt, gibt es diesbezüglich auch Gespräche mit Scheich und Hotelbesitzer Mohamed Bin Issa Al Jaber. Wobei Benko an dem Kauf ein doppeltes Interesse hat: Ihm gehört nämlich auch die benachbarte Bawag-Zentrale auf der Tuchlauben, die man gern als noblen Shopping-Standort und zweiten Kohlmarkt etablieren würde. Gelingt Benko der Coup, könnten Hotel und Kaufhaus ab 2009/2010 (solange bleibt die Nutzung vorbehalten) gemeinsam entwickelt und eventuell sogar durch eine gläserne Brücke verbunden werden. Gespräche mit der Stadt über derartige Details gab es allerdings noch nicht. Das Palais Hansen Das zuvor als Amthaus genutzte Ringstraßenpalais des Börse-Architekten wurde im Vorjahr von der Wien-Holding an ein Konsortium (Porr Solutions Immobilien-und Infrastrukturprojekte GmbH, Warimpex Finanz-und Beteiligung AG und Wiener Städtischen Versicherung AG Vienna Insurance Group) verkauft. Auch hier soll ein Hotel-und Wohnungs-Komplex der (sehr) gehobenen Kategorie entstehen. 2009 sollen ein konkreter Plan und ein definitiver Betreiber feststehen. Derzeit laufen Gespräche mit dem Denkmalamt, ein externer Experte wurde mit einem Gutachten beauftragt. Warum Wien den Luxus braucht Bleibt die Frage: Wie viele Nobel-Hotels verträgt Wien? „Noch einige“, meint Michaela Reitterer, Obfrau der Wiener Hoteliersvereinigung: „Wien hat kein Kempinski, kein Ritz-Carlton oder kein Four Seasons.“ Und die bisherigen Wiener Top-Hotels? „Das sind tolle Marken, aber keine internationalen Top-Luxusmarken.“ Nachsatz: „Wo Schluss sein kann, ist der Bereich der Vier-Stern-Hotels. Da haben wir schon genug.“ Michael Widmann von PKS – hotelexperts sieht es ähnlich: „Internationale Top-Luxushotels ziehen ihr eigenes Klientel mit nach Wien. Und das ist gut für den Tourismus.“ > zurück |