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Chronologie

Who is Who
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Gustav Mahler
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Paul Kammerer
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Franz Werfel
Johannes Hollnsteiner

Alma und die Musik
Kokoschkas Alma-Bilder
Die Alma-Puppe

Originalstimmen mp3
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Anna von Bergen, Mutter
Carl Moll, Stiefvater
Maria Anna Mahler, Tochter
Anna Mahler, Tochter
Manon Gropius, Tochter
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Hans Pfitzner
Gerhart Hauptmann
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Hanns Martin Elster
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Georg Moenius
 

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Impressum
 

Die Puppe

Oskar Kokoschka über die Puppe (0,4 MB)

Oskar Kokoschka bestellte im Juli 1918 bei der Münchener Puppenmacherin Hermine Moos, die er bei seinen Dresdner Freunden Walter Hasenclever und Käthe Richter kennen gelernt hatte, als Ersatz für die verlorene Geliebte Alma eine lebensgroße Puppe nach dem Vorbild Alma Mahlers. Am 22. Juli konnte Kokoschka bereits ein Kopfmodell zurücksenden, nachdem er es eingehend geprüft und Vorschläge für die weitere Vorgehensweise gemacht hatte. »Sehr neugierig bin ich auf die Wattierung, auf meiner Zeichnung habe ich die mir wichtigen Flächen, entstehenden Gruben, Falten etwas schematisch angedeutet."

 
Kokoschkas Brief an Hermine Moos Studie zur "Frau in blau" (1919)
links: Kokoschkas Brief an Hermine Moos
rechts: Studie zur "Frau in blau" (1919)
 

Vollendet war die Puppe erst in der zweiten Februarhälfte des Folgejahres, am 22. Februar ersuchte Kokoschka um deren Zustellung. Die Enttäuschung war groß, der Puppen-Fetisch konnte Kokoschkas erotischen Anforderungen kaum erfüllen und erfuhr schließlich eine Verwandlung zum Modell. Der Versuch, die tote Materie zum Leben zu erwecken und über die erkannte Unzulänglichkeit hinwegzutäuschen, kennzeichnet viele Werke, die Kokoschka nach dem Fetisch schuf. Eines der eindrucksvollsten und unmittelbarsten Zeugnisse von Kokoschkas Fetisch aber ist das Gemälde, das die blau gekleidete Alma-Puppe auf dem Sofa wiedergibt. Kurt Pinthus erinnerte sich rückblickend an einen Besuch in Kokoschkas Atelier: »In Kokoschkas Wohnraum, auf dem Sofa, hinter dem runden Tisch, saß lebensgroß, schimmernd weiss, gekrönt von kastanienbraunem Haar, einen blauen Mantel um die Schulter, die Puppe, der Fetisch, die künstliche Frau, die ideale Geliebte, das ideale Modell.«

 
"Hingabe" (1918)   Hermine Moos mit der Puppe
links: "Hingabe" (1918)
rechts: Hermine Moos mit der Puppe


Kokoschka: Endlich, nachdem ich sie hundertmal gezeichnet und gemalt hatte, habe ich mich entschlossen, sie zu vernichten. Die Puppe hatte mir die Leidenschaft gänzlich ausgetrieben. Ich machte also ein großes Champagner-Fest mit Kammermusik, während dessen mein Kammermädchen Hulda die Puppe mit all ihren schönen Kleidern zum letzten Mal vor- führte. Als der Morgen graute - ich war wie alle anderen sehr betrunken - habe ich im Garten der Puppe den Kopf abgehackt und eine Flasche Rotwein darüber zerschlagen. Am nächsten Tag schauten ein paar Polizisten zufällig durch das Gartentor, erblickten wie sie meinten den blut überströmten Körper einer nackten Frau, und stürzten in der Verdächtigung eines Liebesmordes ins Haus hinein. Genau genommen war es das auch, denn an jenem Abend hab ich die Alma ermordet...

Die Alma Puppe
 
Oben: Die Puppe
Rechts: Oskar Kokoschka: Mädchen mit Puppe (1921/22)
Reserl Kokoschka

Reserl
Dienstmädchen

Die Magd Hulda diente im Hause Oskar Kokoschkas in Dresden, als dieser sich 1919 bei einer Münchner Puppenmacherin eine lebensgroße Puppe von Alma anfertigen ließ, um über den Verlust seiner Geliebten hinwegzukommen. Als Kammerzofe Reserl wurde Hulda sodann von Kokoschka unterwiesen, der Puppe zu Diensten zu sein, für die er einen großen Aufwand zu treiben gedachte. Tägliche Ausfahrten mit dem Wagen, Opernbesuche und Bankette sollten zu Ehren der Alma–Puppe veranstaltet werden. Reserl selbst war ihrem Dienstherrn, den sie «Rittmeister» nannte, in großer Liebe zugetan und brachte ihm alle nur erdenkliche Hingabe entgegen. Sie ritzte sich sogar seine Initialen mit einem Messer in die Brust. Als Kokoschka Reserls Zuwendung nicht anzunehmen verstand, verschwand sie in den zwanziger Jahren aus Dresden und niemand weiß, was aus ihr geworden ist.

Reserl Kokoschka Abstandhalter

Oskar Kokoschka:
Mädchen mit Puppe (1923)

"Für mein braves Reserl, das sein Bestes
in dem Dienst für meine ungemein schlechtkarakterige Person hergeben hat. Und das immer wieder nach Wien kommen kann, wenn sie will.

Ihr Rittmeister OK 13. 8. 23"

"Bei Dr. Posse war aber auch ein hübsches, junges sächsisches Ding namens
Hulda beschäftigt. Sie besaß Phantasie, deshalb war sie mir aufgefallen.
Manchmal, wenn ich Besuch hatte, überließ man sie mir für einige Stunden.
Ich kannte viele junge Frauen und Mädchen, meist Russinnen und Polinnen, die
nach dem Krieg nicht in ihre Heimat zurückkehren konnten, Hulda wurde bei
mir Reserl genannt, eine in Österreich übliche Abkürzung des Namens der
heiligen Therese-, sie spielte bei mir die Rolle einer Kammerzofe, wofür ich
ihr ein Häubchen und eine Batistschürze nebst schwarzen Seidenstrümpfen aus
dem Warenlager eines Landsturmmannes verschaffte, der sich in Paris einige
Jahre umgesehen hatte. Sie zog sich nur um, wenn sie Dienst bei mir hatte.
Da ich Männer nicht ausstehen konnte - ich dachte, ihre Hände wären mit Blut
befleckt -, wies sie viele Besucher an der Tür mit den Worten ab-. "Der Herr
Rittmeister liegt im Bett und denkt," Das Mädchen hatte Mutterwitz und
konnte köstlich im Scherz erschrecken, wenn sie von der Haushälterin im
anderen Flügel des Hauses gerufen wurde; und Reserl verwandelte sich schnell
zurück in die gewöhnliche Hausmagd Hulda.“
(Oskar Kokoschka, 1971)

Abstandhalter Mädchen mit grünem Schurz (Reserl, 1921)
   
  Mädchen mit grünem Schurz (Reserl, 1921)
   

Ich zeichnete allein während vieler Stunden in der Nacht, und nachher hatte ich den Wunsch, zu baden, stieg die dunklen Stufen in den Keller hinunter, wo – gemeinsam für den Haushalt – ein hohes Wasserfass für diesen Zweck bereitstand; die gußeisernen Badewannen waren vor Jahren von den Militärbehörden requiriert worden. Durch das Kellerfenster fiel Mondlicht ein, und da tauchte zu meiner Überraschung, wie Undine im Märchen, Reserl auf dem Wasser auf. Mit herausfordernder Nachlässigkeit sagte sie, sie wollte mir bloß helfen, die Gedanken an den Toten zu vergessen. Ihre Aufgabe wäre doch, Kammerzofe meiner Puppe zu sein, die zu meiner Lebensgefährtin bestimmt sei. Ihr gesunder Menschenverstand jedoch sage ihr, dass mir dann die Wärme im Bett fehlen würde. Da wurde ihr munteres Geplauder unterbrochen; die Haushälterin rief: "Hulda!" Hulda trocknete sich eiligst ab und zog ihre Kleider an.
(Oskar Kokoschka, "Mein Leben")